Kupferstich des Reutlinger Markteides aus dem Heimatbuch
Veröffentlicht am 16. April 2024

Geschichte und Aktualität eines epochalen Ereignisses 1524–2024

Zusammen mit der Unterzeichnung der Confessio Augustana gilt der Markteid von 1524 als Markstein der Reformationsgeschichte in Reutlingen, ja als „Reutlinger Reformation“ schlechthin. Durch die Verknüpfung politischer Forderungen mit Glaubensfragen hat das Ereignis darüber hinaus Bedeutung für die Entwicklung der bürgerschaftlichen Partizipation auf kommunaler Ebene.

2024 erinnert daran eine Veranstaltungsreihe des städtischen Kulturamts, der Kirche, der Erwachsenenbildungswerke sowie des Reutlinger Geschichtsvereins. Das Stadtarchiv zeigt dazu ab Mai in zwei Vitrinen eine kleine Ausstellung.

Die Ausstellung widmet sich den damaligen Vorgängen selbst, aber auch der Herausbildung einer eigenen Reutlinger reformationsgeschichtlichen Erinnerung. Die Stadt folgte zunächst anderen evangelischen Städten und Ländern bei der Begehung der Zentenarfeiern des Wittenberger Thesenanschlags vom 31. Oktober 1517. Die besondere Reutlinger Sicht und Rolle wurde dann nachweislich seit dem 18. Jahrhundert bei den regelmäßig am 24. Juni abgehaltenen Gottesdiensten zum Gedenken an die Unterzeichnung der Confessio Augustana 1530 gewürdigt. Dabei wurde die Stadt als Erstunterzeichnerin des protestantischen Bekenntnisses unter ungleich mächtigeren Territorien durch einen jeweils von Schülern vorgetragenen Spruch, das „Ehrenzeugnis“, gerühmt.

Erst lange nach dem Übergang der Reichsstadt an Württemberg schienen Bedürfnis und Möglichkeit gereift, den nun als „Reutlinger Reformation“ verstandenen Markteid mit eigenen Veranstaltungen zu würdigen. Diese späte Erinnerung hatte zweifellos auch damit zu tun, dass man erst jetzt, nach dem durch die Revolution von 1918 herbeigeführten Ende des Staatskirchentums, die Freiheit für lokale Initiativen hatte. Das erste große Gedenken fand vor 100 Jahren, im September 1924 statt. Die damaligen Feiern in verschiedenen Gotteshäusern und auf dem Marktplatz wurde vom Evangelischen Bund unterstützt, der zu diesem Anlass in Reutlingen seine Jahresversammlung abhielt. Diese Vereinigung vertrat mit Nachdruck protestantische Interessen im Konzert der verschiedenen Konfessionen im nunmehr demokratischen Staat.

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung vor den Räumen des Archivs im Erdgeschoss des Rathauses zu besichtigen.

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