Im Mittelpunkt der neuen Reutlinger Geschichtsblätter steht eine wissenschaftliche Analyse der wichtigsten Ergebnisse und Funde der Ausgrabungen, die in den Jahren 2000 bis 2005 an der Südostseite der Achalm, am sog. Rappenplatz, durchgeführt worden sind.

Die erste Zusammenschau und Bewertung der in sechs Grabungsperioden gewonnenen Erkenntnisse liefert eine wesentliche Grundlage für ein neues Bild der urgeschichtlichen Besiedlung der Achalm und macht in einer auch für ein breiteres Lesepublikum verständlichen Weise deutlich, welch für die Vor- und Frühgeschichte unseres Raumes wichtiges und zugleich schützenswertes Kulturdenkmal sich unmittelbar vor den Toren unserer Stadt befindet.

Noch ein zweiter Beitrag befasst sich mit der Achalm, wenn auch aus ganz anderer Perspektive – hier geht es um die Geschichte und Nutzung des auf halber Höhe gelegenen Hofguts, das sich über Jahrhunderte in württembergischem Besitz befunden und zeitweilig als Mustereinrichtung der Schafzucht und als Wollelieferant weit über das Königreich Württemberg hinaus Bedeutung erlangt hat. Und auch in dem Aufsatz „Reutlingen in Reiseberichten“ spielt die Achalm naturgemäß eine wichtige Rolle. Die hier veröffentlichten Schilderungen vermitteln ein buntes und mitunter recht unterhaltsames Spektrum an Eindrücken, die die Stadt an der Echaz bei auswärtigen Besuchern und bei Durchreisenden hinterlassen hat.

Zwei Beiträge im Buch haben kirchengeschichtliche Aspekte zum Thema. Sie beschäftigen sich mit den Beziehungen zwischen der Zisterzienserabtei Königsbronn und der Reichsstadt Reutlingen und mit einer „Reutlinger“ Episode der Kartause Güterstein bei Urach während der Reformationszeit. Eine Abhandlung über den Zwiefalter Klosterhof, dessen stattliche Reste 1974 dem Bau eines Parkhauses weichen mussten, kommt zu überraschenden Erkenntnissen, die die seinerzeitige Abbruchentscheidung im Nachhinein als um so bedauerlicher erscheinen lassen. Gegenstand einer literaturwissenschaftlichen Studie ist Hermann Kurz’ populäres Frühwerk, der Erziehungsroman „Schillers Heimatjahre“, der im Württemberg Herzog Karl Eugens spielt. Den thematischen Reigen beschließt ein Lebensbild von Lore Arnold, deren soziales Engagement im Blindenverein, als Helferin beim Roten Kreuz und als Gründerin und Vorsitzende der Hauspflegestation in Reutlingen noch in guter Erinnerung ist. Der 268-seitige, reich bebilderte Band ist im städtischen Archiv im Rathaus wie auch im örtlichen Buchhandel zum Preis von 19,50 Euro erhältlich.