
„Ein ächtes Mittel zur Vertilgung des Schreiber-Unfugs in Württemberg“ Bürokratieabbau im Königreich Württemberg
3. Dezember @ 19:00 - 20:30

Referent: Dr. Karl Kleinbach, Balingen
In Altwürttemberg bildete sich eine besondere Klasse von handwerksmäßig ausgebildeten Schreibern heraus. Damit verband sich eine mit zahlreichen Privilegien verbundene Verwaltungspraxis. Diese war in den nach 1800 dem Königreich zugefallenen Gebieten wie der ehemaligen Reichsstadt Reutlingen weitgehend unbekannt. Das „Schreiberunwesen“ wurde auch deshalb zum Gegenstand der württembergischen Verfassungskämpfe ab 1815, an denen sich Friedrich List prominent beteiligte. In den daran anschließenden Verhandlungen der Landstände wurden die jahrzehntelangen Missstände der Schreiberei diskutiert. Exemplarisch lassen sich hier Interessenskonflikte nachzeichnen. Am württembergischen „Schreiberunwesen“ werden die weitreichenden Folgen für die Geschichte der Archive, der Medientheorie, der Literatur (insbesondere Berthold Auerbach) und der aktuellen Diskussion um Bürokratieabbau deutlich.
Der Referent studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Pädagogik und arbeitet im Ruhestand ehrenamtlich am Museum / KZ-Gedenkstätte Bisingen.